Natürlich ist nicht Bruce Willis, sondern Bruce Gilden gemeint. Alle Street Photographen und Fotobegeisterte werden ihn sicherlich kennen.
Ich mag die Art (ja, er ist etwas forsch unterwegs) sehr gerne von Herrn Gilden. Er sagt ja von sich, daß er die Menschen liebt, die er fotografiert. Bei so mancher Reaktion der Fotografierten, kann man davon ausgehen, daß das nicht zwingend immer auf Gegenseitigkeit beruht 🙂 .
Ich maße mir hier natürlich nicht an, Bilder auf dem Niveau eines Bruce Gilden zum Besten zu geben. Es geht einfach um die Art der Fotografie in diesem Blogartikel.
Bruce in Aktion
WNYC Street Shots: Bruce Gilden
Wenn du die Straße beim Betrachten des Fotos riechen kannst, dann ist es eine Street Fotografie.
Bruce Gilden
Man nehme …
… viel braucht es dazu tatsächlich nicht. Das Schwierige ist in dem Fall nicht, wie es viele annehmen, die Technik, sondern der Mumm in den Knochen. Ein geblitztes candid Street Bild muss man schon wollen, unbedingt wollen sogar, denn eines ist klar – man fällt auf.
Die Technik
Hier taugt tatsächlich jede Kamera, die einen Blitzschuh hat. Dann noch einen Funkauslöser (oder Kabel – was aber deutlich umständlicher ist) und einen Blitz. Da reicht sogar nen popelig kleines Teil. Ich hab das auch schon mit nem echt kleinen rudimentären Blitz gemacht. Das Ding konnte „nur“ mit den Einstellungen Manuell, Auto 1 und Auto 2 aufwarten. Das ganze bei einer Leitzahl von 20 m/ISO 100. Will sagen, es tut hier wirklich jeder Blitz.
Ein entsprechendes Set könnte so aussehen
Neben deiner Kamera (hast du ja sicherlich schon), brauchst du nur noch nen Blitz (was kleines reicht völlig aus) und eben einen Funkauslöser. Achte beim Blitz und dem Funkauslöser, dass die Teile für dein System passend sind.
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Es tut aber, wie schon gesagt, jeder Blitz hier seinen Dienst. Du brauchst keine großartigen Funktionen wie Slave und sonstige Gimmicks. Achte natürlich beim Kauf auf die richtige Kameraanschluß-Version (Canon, Nikon, Panasonix, …).
Und so geht’s
In der Street Photography ist die Kamera eigentlich ja auch recht irrelevant. Du kannst die benutzen, die du ohnehin schon hast, sofern man einen Blitz dran anschließen kann. Solltest du, wie ich auch, mit einer Leica M unterwegs sein, ist es natürlich mit dem manuellen Scharfstellen ab dem Moment, in dem du noch einen Blitz in der anderen Hand hältst, vorbei.
Auch wenn deine Kamera mit dem Luxus eines guten Autofokus gesegnet ist, würde ich bei dieser Art der Fotografie dennoch auf manuelles Scharfstellen setzen. Besser gesagt auf einen Fixfokus, der auf eine bestimmte Entfernung eingestellt ist, um wirklich schnell zu sein und eben auf der „sicheren Seite“ – dazu gleich mehr.
Wie das aussieht mit Blitz in einer Hand und Kamera in der anderen, kannst du ganz schön im obigen Video mit Bruce Gilden sehen.
Pre-Fokus
Bei den neuen Systemkameras und deren Objektiven sieht man diese Einstellung zumeist nicht direkt am Objektiv, wohl aber in den Einstellungen der Kamera (denke ich mal – ich hab keine andere Wechselobjektivkamera neben der M).
Ich stell die Entfernung meist auf ca. 1.2-1.5 Meter und die Blende auf 8 oder noch weiter zu – so ist bei 28 mm ca. alles zwischen 1m und 2m im Fokus. Das paßt (siehe obiges Foto).
Die Blitzleistung musst du ausprobieren. Aber so arg viel Power braucht ich zum Beispiel nicht, da ich recht nah ran gehe. Je nach Blitz und Entfernung zum Motiv kann das irgendwo zwischen 1/16 und 1/128 liegen. Die Einstellung der Kamera wäre im unteren ISO Bereich, vielleicht ISO 250 und die Zeit recht lange. Ab 1/15 Sekunde, gerne auch länger! Um so mehr Effekt gibt es im Hintergrund zu sehen, der nicht vom Blitz erreicht wird. Natürlich spielt auch das Licht der Umgebung eine Rolle und hat Auswirkung auf die gewählte ISO, Verschluss und Blende.
Nah rangehen ist übrigens bei der Art der Fotografie angesagt, da sonst das Blitzlicht dein Hauptmotiv nicht voll erreicht und dann auch nicht „einfrieren“ kann. Die Folge: das komplette Bild wird unscharf.
Der Blitz ist deshalb entfesselt zu nutzen, damit du etwas mehr Spielraum für die Lichtgestaltung hast. Eine Gesichtshälfte nur zu beleuchten wirkt sicherlich besser, als frontal von vorne. So bekommt das Gesicht mehr tiefe und wirkt nicht billig tot geknipst.
Oft fotografiere ich eher von unten. Dann habe ich die Kamera nicht am Auge (nein, auch keinen Klappdisplay :-)) und schieße mehr oder weniger „blind“ aus der Hüfte. Wenn man das ein wenig geübt hat, kann man schon ganz gut einschätzen, wie man die Kamera halten muss. Recht weitwinkelige Objektive sind hier besonders gut geeignet (ich sag mal irgendwas zwischen 24mm und 35mm ist optimal). Den Blitz setze ich etwas versetzt an und variiere die Haltung in der Höhe.
Checkliste
- Kamera (mit Blitzschuh): ISO 250, 1/15sec., f/8
- Kleiner Blitz (Geringe Power)
- Funkauslöser
- Portion Mut
- Nah ran!
- Üben 🙂
Wie du siehst – das ist nicht so wild. Man muss es einfach mal machen.
Die Blitzlicht-Street-Fotografie ist ein sehr spannendes Thema, welches sich auch vor allem mal bei Regenwetter anbietet, wenn das Licht eh nicht so prickelnd ist. Du bringst halt einfach dein eigenes Licht mit. That’s it.
Ich hoffe ich konnte dir einen kleinen Einblick verschaffen, was das Fotografieren mit Blitz in der Street Photography angeht.
Bei Fragen und Anregungen schreib mir gerne, ich freue mich über jedes Feedback.
Dank und Gruß,
dein Mark
Comments 6
Danke Mark,
Stimmt genauso geht’s! Stimmt auch, dass man gar nichts Großartiges braucht, sondern nur etwas Mut.
Und die Bilder werden fast immer spektakulär! Super Artikel!
Mir hilft eine kleine App, Foto Tool, mit der ich vorher die Blitzstärke und in Abhängigkeit von Entfernung, Blende und Brennweite ungefähr einstellen kann.
Tolle Arbeit, Mark!!
Liebe Grüße,
Ralph
Author
Lieber Ralph,
vielen Dank für dein Feedback und dein regelmäßiges Vorbeischauen hier – das freut mich sehr.
Die App schau ich mir mal an – auch für den Tipp, vielen Dank!
Liebe Grüße,
Mark
Hallo Mark,
das sind starke Bilder! Glückwunsch. Ich glaube es ist wie du es sagst, man braucht den Mumm sowas zu tun. Ich finde die Bilder von Bruce Gilden auch sehr sehr interessant, allerdings passt das nicht zu meiner Art von Steetfotografie. Das ist doch schon sehr offensiv. Aber die Ergebnisse sind toll.
Author
Hi Philipp,
vielen Dank für das Kompliment und dein Feedback. Die Art von Bruce Gilden ist, in der Tat, nicht jedermanns Fall. Kann ich gut verstehen. Er geht schon sehr rabiat vor für seine Fotos.
Dir ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße,
Mark
Hi Mark, ich finde die ehrliche Weise wie du schreibst toll. Vielleicht gibt’s mal die Gelegenheit dich kennen zu lernen. Grüße aus Dachau, Frank.
Hi Frank,
das freut mich sehr zu hören (lesen), hab ganz vielen Dank für das Kompliment. Wir machen mit dem Munich Street Collective hin und wieder mal einen Street Walk in München – aktuell allerdings etwas weniger als sonst. Vielleicht sieht man sich ja da mal. Die Treffen geben wir immer auf Instagram bekannt. Ansonsten versuche ich regelmäßig auf den bekannten Street Photography Treffen dabei zu sein, wie z.B. das Meet’n’Street, das wäre allerdings erst wieder nächstes Jahr (in Hamburg).
Beste Grüße und eine schöne Woche,
Mark